Verfasst von: K | 28. August 2009

Haltung einnehmen!

Dieser, aus längst vergagenen Bundesheertagen bekannte und nahezu in meinem Hinterstübchen verstaubte Befehl wird mein neuer Leitsatz. Eher weniger um meiner Beharrlichkeit „Projekt Jakobsweg“ in die Tat umzusetzten, Nachdruck zu verleihen, als mehr der physischen Konstitution meiner Wirbelsäule Vernunft einzubläuen!

Letztes Wochenende lief ich nämlich mal so richtig mein Equipment ein. Um meinen Körper vor der frühzeitigen Resignation zu bewahren, ließ ich meinen Organismus nur mit „halber-Kraft-voraus“ lostuckern. Ich belud also meinen Rucksack mit knapp 5kg (+2kg Rucksack Eigengewicht) und setzte mir eine 4 Stunden Wanderschaft zum Ziel. 4:17, knapp 20km über Stock und Stein und der einen oder andere Kollateralschaden wurdens dann tatsächlich.

Der Ablauf meines empirischen Versuchs kann am besten so beschrieben werden:

0 km: Ich gehe motiviert los und lasse meine Nachbarn in dem Glauben ich würde meinen Jakobsweg vorzeitig beginnen.
2 km:
Ich genieße meinen Spaziergang, schalte meinen Ipod stumm, lausche der menschenleeren Stille und stelle fest, die konditionellen Ansprüche in diversen Wanderforen werden absolut überbewertet -Ich schwitze nicht, meine Schuhe sitzen und ich bemerke meinen Rückenbalast kaum. Recht so!
5 km: Ich vermute stark, mein geliehenes Hi-Tech Schrittmessgerät hat versagt. Jetzt geh ich schon so lange und noch immer nicht zweistellig? Ich lege etwas Drum&Bass auf und steigere mein Reisetempo. Mein Schuh sitzt nach wie vor perfekt.
10 km: Mein Marsch entwickelt sich zur Expedition. Die Wildnis liegt doch glatt vor meiner Tür, denke ich und laufe orientierungslos umher – hab ich wenigstens eine Beschäftigung! Meine Füße halten brav Schritt, jedoch bin ich mir sicher, man hat mir in einer unachtsamen Sekunde Steine in den Rucksack geladen. Der macht sich langsam bemerkbar.
15 km: Ich singe laut „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ und ärgere mich, dass dieser Umstand offenkundig nicht nur in Hawaii herrscht. Spüre ich hier etwa eine Blase oder sind nur meine Socken verrutscht? Mein Rücken beginnt mir langsam was zu pfeifen.
17km: Nein mein Socken ist definitiv nicht verrutscht, auch fühlt sich das nicht nach Blase an. Ich glaube mein Fußballen hat sich vom Knochen gelöst! Meine Kondition ist noch voll da – aber irgendwo zwischen 12. Brust- und 3. Lendenwirbel hat sich was verabschiedet.
20km: Wie ein geschlagener Krieger kehre ich in den Heimathafen zurück, bin glücklich über die Leistung und ziehe fachmännisch Resümee.

Konditionell bin ich bereit. Auch haben meine Angstpatienten Knie & Knöchel wunderbar durchgehalten. Das leichte Ziehen auf meinen Fußsohlen lässt auf einen noch nicht ausgiebig eingelatschten Wanderschuh schließen. Dennoch hatte ich keine einzige Blase. Mein Trekking Outfit passt und kümmert sich vorbildlich um meine Transpiration. Mein Sorgenkind ist jedoch meine Wirbelsäule. Aufgrund meiner schlechten Haltung  und dutzenden Sportverletzungen laboriere ich seit Jahren an Schmerzen im Lendenbereich. Durch die Belastung und wenig Wirbesäulentraining koste ich das Übel nun vollends aus.

Mist! Wie bieg ich das nun wieder gerade (Und das meine ich im wahrsten Sinne des Wortes!) Ab jetzt heißts eben „Alles auf und Haltung einnehmen, Rekrut!“


Antworten

  1. Um dem Rücken was Gutes zu tun – schau Dir doch mal die Bodypacks von Aarn an, die gibt’s auch in Österreich, z. B. hier: http://www.aarn.at/shop/main_bigware_29.php?bigPfad=20&bigwareCsid=21397d75f154db40b11b769f933f62e0

    Aarns Website (engl.): http://www.aarnpacks.com

    Da fällt das Haltung einnehmen ganz leicht :-9

    • Hi Ulli,
      eigentlich eine tolle Idee – daher lass ich mal die Werbung durchgehen 😉
      Zu schade, dass ich mir schon mein Equipment zusammengestellt habe! lg Egi

  2. Dachte ich schau mal wieder vorbei, wie die Vorbereitungen so laufen. So wie’s aussieht ja nicht so schlecht – und das mit dem Rücken kriegst Du auch noch hin 🙂

    Liebe Grüße & Schönes Wochenende!
    Gerry

  3. Hallo Egi,
    vielen Dank für die gute Vorarbeit! Leider bewegt mich dein Blog zunehmend mehr dazu meinen geplanten Camino (Somport – Finisterre) im Mai 2010 (ich bin Allergiker) in die Tonne zu treten.
    Ich möchte seit 2003 den Camino laufen und habe es bislang immer prima geschafft dies nicht in die Tat umzusetzen. Irgendwie haben wir ständig Kinder bekommen, dann hab ich mal ne Bandscheiben OP dazwischengeschoben und dann kam auch noch das Kerkelingsche Werk auf den Markt und ich dachte mir – super dann kann ich auch gleich auf die Kirmis gehen! Was habe ich von einem Tausendkilometerselbstfindungsauszeitichbinmalnurfürmichundfindealleantwortendiemichjehbewegten
    wenn ich auf jedem Kilometer nach Santiago im heiligen Jakobusjahr die Bevölkerung einer mitteleuropischen Kleinstadt überholen muss um mich dann mit den Partypilgern um das letzte flohzerfressene Bett zu kloppen.
    Ich kann daher gut verstehen, dass du 2010 nicht als dein Jahr siehst – ich tue es in der Zwischenzeit auch nicht mehr.
    Interessant ist auch die Tastsache, dass nach der verblüffenden Entscheidung meiner Frau „wie du läufst 1000 km über die Pyrinäen? mach doch!“ just in der Sekunde mein lädierter Rücken sich nach langen Zeiten wieder mit einem Hurra zurückmeldete und auch meine Knie (ich hatte da nie Probleme) mir seit 14 Tagen die Tränen in die Augen treiben. Hattest du auch solche Phänomene?
    Mal ernsthaft, ich habe die Befürchtung dass, jeh mehr ich mich mit der Materie beschäftige (und ich habe den gesamten Globetrotterkatalog (720 Seiten) auswendig gelernt), meine wirklich wirklich gefestigte Entscheidung zunehmend bröckelt.
    Wann wirst du nun starten? Wir haben Mitte September und ich hab hier in Berlin gestern die Heizung angedreht.
    UltraEier – oder so ähnlich
    Web

  4. Egi ist vermutlich kurz vor Burgos verloren gegangen…

    • Ja, schade eigentlich. Hatte mich schon so auf den Erfahrungsbericht gefreut…

      Hoffe, Dir geht es gut.

      Viele Grüße
      Sven

  5. Na dann frage ich doch mal nach: Was ist aus der Idee, den Jakobsweg zu laufen, denn geworden?


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